Heute am 25. November ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Seit 1981 von verschiedenen Organisationen initiiert und seit 1999 auch durch die UN-Generalversammlung bestimmt, wird an diesem Tag auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht.

Unter dem Motto „orange the world“, wird ab dem 25. November für 16 Tage in weltweiten Aktionen auf das Thema und seine Auswirkungen aufmerksam gemacht.

Gewalt gegen Frauen findet nicht nur im öffentlichen Raum statt, sondern in den meisten Fällen in der eigenen Partnerschaft. Nach einem Bericht des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2019 gab es mehr als 141.000 Opfer häuslicher Gewalt. Hiervon waren 81% der Betroffenen Frauen. Da dies nur die bei der Polizei zur Anzeige gekommen Fälle betrifft, geht das Bundeskriminalamt von einer Dunkelziffer von rund 80% aus. Damit wären dann tatsächlich rund 570.000 Frauen von häuslicher Gewalt betroffen.

Gewalt und Missbrauch an Frauen kann sich in vielen Ausprägungen zeigen und ist neben Übergriffen, wie körperlicher Gewalt, sexuellem Missbrauch, Zwangsprostitution oder offensichtlicher Diskriminierung auch in viel subtilerer Form möglich – als emotionale oder psychische Gewalt. Da es sich bei den o.g. Zahlen in den meisten Fällen um körperliche Übergriffe handelt, ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ausfällt, wenn man Gewalt in Form von emotionaler Misshandlung ebenfalls berücksichtigt.

Was macht emotionale Misshandlung für die Betroffenen so schwerwiegend?

Da diese Form der Gewalt von Außenstehenden oft nicht als solche erkannt und verstanden wird, häufig erkennt auch die betroffene Frau diese Form der Gewalt nicht, kann emotionaler Missbrauch belastendere und langfristigere Folgen haben als körperliche Gewalt, die in den meisten Fällen offensichtlich ist. Sei es in Form der tatsächlichen Ausübung der Gewalt oder an den aus der Gewalteinwirkung resultierenden körperlichen Verletzungen.

Was ist emotionale Gewalt und wie können die Folgen für die betroffene Frau sein?

Emotionale Gewalt ist ein Verhalten, welches darauf abzielt, den Partner zu degradieren und zu kontrollieren. Dabei setzt sich dieses Verhalten aus vielen kleinen, oft kaum zu erkennenden Aggressionen zusammen. Häufige Merkmale sind ein Wechsel zwischen Nähe und Distanz, Kritik – oft auch nebensächlich, abschätzige Kommentare, Beleidigungen, Kontrolle, Abwertung, Demütigung, Drohungen, Isolation von Familie und Freunden, Gleichgültigkeit gegenüber emotionalen Bedürfnissen, Manipulation.

Der Unterschied eines normalen Konfliktes in einer Partnerschaft zu emotionaler Gewalt ist die Unausgewogenheit der Beziehung. Ziel des missbräuchlichen Verhaltens ist es, Macht über den anderen auszuüben und damit einhergehend die Verletzung der Integrität des Partners.

Emotionale Gewalt ist ein schleichender Prozess, der mit der Destabilisierung des missbrauchten Partners einhergeht. Besonders die üblicherweise in einer Partnerschaft bestehende Bindungsdynamik erschwert die Beendigung der Beziehung.

Belastend für die Betroffenen, wenn sie sich anderen Personen anvertrauen, ist häufig deren Reaktion, dass „die Situation doch nicht so schlimm sei“ und die Betroffenen würden überreagieren. Dadurch gerät die betroffene Frau in eine Position, in der ihre Glaubwürdigkeit herabgesetzt und ihre eigene Wahrnehmung der Situation in Frage gestellt wird. Damit findet eine weitere Destabilisierung statt, die dann nicht nur durch den missbrauchenden Partner ausgeübt wird, sondern auch durch außenstehende Dritte, auch wenn es von diesen nicht beabsichtigt wird.

Je länger dieser Prozess andauert, desto größer wird die psychische Belastung und desto schwieriger wird es sich aus der Beziehung zu lösen.

Warum kann es so schwer sein, sich aus einer missbräuchlichen Beziehung zu lösen?

Besonders die emotionale Berg- und Talfahrt zwischen empfundener Harmonie und plötzlicher Abkehr, die vom missbrauchenden Partner gesteuert wird, stellt in diesem Zusammenhang ein äußerst wirkungsvolles Instrument dar. Da sich der Missbrauch über einen längeren Zeitraum entwickelt, mit zunehmender Intensität der emotionalen Gewalt, wird die betroffene Frau immer stärker in die Dynamik verflochten und gleichzeitig ihre Selbstwirksamkeit immer stärker untergraben. Gedanken wie: hätte ich mich anders verhalten, wäre ich geduldiger, er braucht einfach noch Zeit, es wird sich ändern, wenn…., halten die Frau in einer Art Schwebezustand, der immer wieder durch kleine Zuwendungen des missbrauchenden Partners „belohnt“ wird. Damit wird der Wunsch nach Harmonie und Gemeinsamkeit immer wieder geweckt und löst eine zunehmend höhere Anstrengung aus, um diesen Zustand zu erreichen. Erschwerend kommt hinzu, dass die emotionale Gewalt von Außenstehenden oft nicht als solche erkannt wird und die Frau nur wenig oder keine adäquate Unterstützung erfährt. Sich zurückzuziehen, kann dann eine Reaktion auf das mangelnde Verständnis von außen sein. Damit steht die Frau zunehmend schutzloser dem missbrauchenden Partner gegenüber.

Wie kann es dazu kommen?

Die Gründe, warum es in Beziehungen zu Gewalt kommt – sei es körperliche oder emotionale Gewalt – sind komplex und vielschichtig. Oftmals ist es so, dass beide Partner das entsprechende psychische „Rüstzeug“ mit in die Beziehung einbringen und sich dann mit ihren jeweiligen Ausprägungen ergänzen. Für den betroffenen Partner, der in der Beziehung Gewalt erfährt, ist es wichtig, dies zu erkennen und wenn möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Obwohl in diesem Text emotionale Gewalt an Frauen thematisiert wird, ist es wichtig zu wissen, dass emotionale Gewalt nicht nur in heterosexuellen, sondern ebenso in homosexuellen Partnerschaften vorkommen kann. Männer können ebenso betroffen sein, wie Frauen. Damit ist es ein schwerwiegendes Problem, welches Aufmerksamkeit verdient, um den betroffenen Menschen helfen zu können.

Stellen Sie als Frau fest, dass sie in ihrer Beziehung den oben genannten Dynamiken ausgesetzt sind und zunehmend darunter leiden, sprechen Sie mich an.